13 Wochen
Interview mit Freddy Milton
Gefürht von Ingo Milton

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Das ist deine erste Liebesgeschichte …

Ja, es muss wohl an der Zeit sein. Regisseur François Truffaut sagte einmal, wenn neun von zehn Filmen Liebesgeschichten wären, wären es immer noch nicht genug.

Ich bin derjenige gewesen, der dir von der Geschichte, die dem Buch zugrunde liegt, erzählt hat.

Und dafür sei dir gedankt. Deshalb auch die Widmung. Mein demnächst erscheinendes Buch ›Der Facebook-Fluch‹ enthält ein Kapitel, das sich auf denselben Fall bezieht, ich habe dann aber festgestellt, dass es das einzig Richtige wäre, ein ganzes Buch über diese Geschehnisse zu schreiben.

Demnach hätte ›Der Facebook-Fluch‹ zuerst erscheinen sollen?

Ja, aber dann hat sich ein spezieller Anlass ergeben, ›13 Wochen‹ in der Ausgabereihenfolge vorzuziehen, und so ist es auch gekommen.

Wie sehr hältst du dich an die ursprüngliche Geschichte?

Ich benutze andere Namen und Allan ist in meinem Fall Arzt. Seinen steinreichen Hintergrund bildet in der Geschichte ein Pharmakonzern. Es gibt auch Bezugnahmen auf alternative Heilmethoden. Und die Handlung wird auf einen Sommer komprimiert. Aber wenn die Bezugnahme auf ein tatsächliches Geschehnis einen Sinn haben soll, dann muss ein Teil des Verlaufs mit der ursprünglichen Geschichte übereinstimmen.

Aber es ist auch nicht irgendein Sommer?

Nein, die Handlung ist genau dem diesjährigen Sommer zugeordnet und es gibt Datumsangaben wie in einem Tagebuch. Ich weiß noch nicht einmal, ob die letzten Tagebucheinträge schon gelaufen sind, wenn das Buch erscheint, man kann also sagen, es ist sehr aktuell.

Wie machst du das deutlich?

Das mache ich natürlich dadurch, indem ich kommentiere, was sich in diesem Sommer real ereignet hat, besonders rund um die Wahl zum Folketing. Dazu Gespräche, die Themen einschließen, über die man aktuell redet.

Wollen die Leute das denn lesen?

Es sind sehr allgemeine Bezugnahmen und die genannten Fakten dienen dem Geschehen nur als Resonanzboden. Es muss etwas geben, um die Erzählung auf einer wiedererkennbaren Ebene ausbreiten zu können. Allein, dass zwei Menschen sich ineinander verlieben, reicht nicht aus, um das Interesse der Leser dauerhaft zu fesseln. Es muss einen Hintergrund für die Geschehnisse geben, das weiß jeder Autor.

Es ist das erste Mal, dass du dich an dieser Art von Aktualität versuchst?

Ja. Aber ich denke, eine dänische Leserschaft wird das zu schätzen wissen. In der Vergangenheit habe ich oft vermieden, dänische Örtlichkeiten und Begebenheiten zu verwenden, damit die Geschichten ihren eigenen Raum, ohne besonderes dänisches Lokalkolorit, bekamen. In ›Dania und die Rote Front‹ fand sich jedoch ein Zeitbild des Dänemark der Siebziger, das wiedererkennbar war, aber zugleich gab es auch eine Parallelwelt, die sich aus Orten und Begebenheiten aufgebaut hat. Dieses Mal sollte das anders sein.

Indem Allan die Geschichte selbst kommentiert, hast du der Erzählung eine persönliche Perspektive beigegeben?

Ich war der Meinung, das wäre logisch und sogar notwendig. Auf der realen Ebene gibt es Bezugnahmen auf Dinge, die sich eigentlich nur durch Verweise erzählen lassen, und das gilt für ganz wichtige Umstände. Es wäre unbefriedigend, diese Dinge nur vom Spielfeldrand aus mitzuerleben, wenn ein Großteil des dramatischen Inhalts sich praktisch nur auf Hintergrundebene abspielt. Durch Allans Beiträge treten diese Sichtweisen in größerer Stärke hervor.

Wir verraten wohl nicht zu viel, wenn wir einräumen, dass Allans Sichtweisen nicht ganz nüchtern und neutral sind?

Nein, wir müssen zugeben, dass er gern übertreibt und es ihm gefällt, Sachverhalte auszuschmücken. Das ist eine Schwäche von ihm. Bei gewissen Männern aber nicht völlig unbekannt, die gern einen positiven Eindruck auf die Frauen machen wollen, auf die sie es abgesehen haben.

Wenn es um Wahrheiten ihres früheren Lebens geht, handelt es sich bei vielen Leuten aber wohl hauptsächlich um Auslassungen?

In diesem Fall beruht das auf Gegenseitigkeit. Wenn sie eine neue Beziehung eingehen, bemühen sich beide Parteien darum, die Tafel sauber auszuwischen, damit sie etwas Neues aufbauen können, das nicht von den Fehlern beeinträchtigt wird, von denen sie meinen, sie früher begangen zu haben. Sie haben keine Lust darauf, dass das neu erlangte Glück davon negativ beeinflusst wird.

Wie zum Beispiel Ninas Ex, der zurückkommt und das frischverliebte Paar stalkt?

Ja, oder Allans Tochter, bei der Allan versäumt hat, gemeinsam Zeit mit ihr zu verbringen, und Nina bringt ihn dazu, dass er einsieht, daran etwas ändern zu müssen, wenn seine Tochter nicht in eine ähnliche Lage geraten soll, wie er sie selbst erfahren hat, als ein Kind, das keine emotionalen Bindungen zu den erwachsenen Familienmitgliedern bekommt.

Es ist ebenfalls Nina, die Allan von dem fragwürdigen Flirt mit dem Drogenhandel abbringt, der anfängt, seine Existenz zu bedrohen.

Du hast recht. Obwohl Allan Sohn reicher Eltern ist, hat er riskante Sachen gemacht, um vor allem ein wenig Farbe in ein ansonsten langweiliges Oberschichtendasein zu bringen. Doch mit Ninas Erscheinen bekommt er das Gefühl von Verantwortung, das er in der Vergangenheit vermisst hat.

Dann ist Ninas Rolle im Grunde eine sehr bedeutende.

Das ist sie ganz ohne Frage. Es gelingt ihr im Laufe der Erzählung, so einige Schieflagen zu korrigieren. Und das erlebt sie selbst auch mit großer Befriedigung, weil Allan ihr nicht widerspricht, sondern ihr im Gegenteil zustimmt.

So wollen Frauen eine Beziehung wohl gern erleben? Dass sie den Kurs festlegen und ihn halten, damit der Mann keine leichtsinnigen Manöver unternimmt?

Genau. Und Allan versteht das tatsächlich auch. Ninas Auftauchen stellt eine Umwälzung in seinem Leben dar, aber auf eine angenehme Art und Weise. Er begreift, dass er in seinem Leben, in welchem es zu viele oberflächliche Frauenbekanntschaften gegeben hat, einen Bedarf an diesem korrigierenden Element hatte.

Aber Allan macht auch Pläne für das, was passieren könnte?

Ja, und er äußert sich bei dem Besuch auf dem schwedischen Einödhof sogar dazu, als er anfängt, Tagebuch über die Begegnung mit Nina zu schreiben. Doch, Allan hat definitiv seine Pläne für das, was passieren sollte, sodass auch Traumkapitel über Hochzeit, Geburt und Kind in seine Hoffnungen an die Zukunft einfließen.

Vorstellungen über die Zukunft haben sicher beide Parteien. Es ist vielleicht nicht üblich im Voraus aufzuschreiben, was passieren soll, aber im stillen Kämmerlein hat Nina sich doch bestimmt auch vergleichbare Gedanken gemacht?

Das hat sie selbstverständlich. Sie hat ihre Gedanken nur nicht in dem Grad systematisiert, wie Allan es getan hat. Was Planung angeht, ist er ganz zweifellos ziemlich besonders.

Wie viel von dir selbst steckt in Allan?

Ziemlich viel, muss ich zugeben. Es ist mir nicht schwergefallen, mich an seine Stelle zu versetzen, und deshalb ist die Akzeptanz, die ich ihm entgegenbringe, und mein Erleben seiner Person auch deutlich erkennbar.

Das ist kein ganz neuer Tummelplatz für dich?

Nein, es ist nicht das erste Mal, dass ich einen männlichen Träumer beschrieben habe. In ›Mathias und der Untergang‹ finden wir eine sehr fantasievolle Person, die sogar ein Spiel über den Weltuntergang erfindet und dieses abspielt und damit den Leser über weite Strecken des Buches verwirrt.

Du hast jetzt gerade dein neuestes Buch ›Silver Cross‹ herausgebracht.

Ja, darin gibt es ebenfalls einen unreifen Mann, der sein ganzes Leben lang davor geflüchtet ist, in der realen Welt Verantwortung zu übernehmen und ihr gerecht zu werden. Mit der Hilfe der Kinder kann er das korrigieren, ehe es schließlich zu spät ist, jedenfalls in einem der beiden parallel verlaufenden zeitlichen Hergänge.

Wie sieht es mit dir selbst aus?

Ich kann etwas Vergleichbares für meine Person nicht verleugnen. Meine ganze Kindheit und Jugend hindurch habe ich viel Zeit darauf verwendet, mich in meiner eigenen Traumwelt zu bewegen und mit dem Schreiben von Erzählungen zu fantasieren und das sogar zu illustrieren. In den Sechzigern und Siebzigern, als andere Jugendliche meines Alters sich amüsierten und nicht nur all die Träume, Hoffnungen und Anregungen nachholten, die unsere Elterngeneration sich abgeschrieben oder davor resigniert hatte, sondern sie übertrieben, ja, da saß ich mit der Nase auf dem Papier und ließ mich von einem Comicuniversum verführen, in welchem ich alles kontrollierte und die noch so fantasievollsten Dinge geschehen ließ.

Und das ist es auch, was du jetzt als Autor tust?

Eben. Allan ist auch eine Art Autor oder Organisator, der sich eine bessere Lebensgeschichte herbeiträumt, als es die ist, der er auf Dauer gerecht werden könnte. Er versucht ja wirklich, sie auch durchzuziehen! Auf eine schiefe Art steckt in dem Beschluss eine gewisse Größe, die mich auf unvermeidliche Weise fasziniert, das muss ich zugeben. Doch vermag er es nicht, zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Ist er in Wirklichkeit womöglich eine tragische Figur?

Das wäre zu viel gesagt, aber bestimmt hat dieser Moment eine unterhaltsame Färbung. Ich betrachte Allan mit großer Zärtlichkeit und Nachsicht, weil er versucht, sein Leben mit Nina auf eine Art und Weise einzurichten, die große Momente hat, die sich leider in der wirklichen Welt nicht fortsetzen lassen.

Eine Art Spielleiter?

Genau. Ich musste tatsächlich an ein Spiel aus meiner Kindheit denken, wo sich ein paar junge Nerds um ein Spielbrett mit sechseckigen Spielfeldern versammelten und jeder seine eine Fantasyfigur hatte, der er gerecht werden musste. Der Spielmeister bereitete eine Handlung vor, die nur er kannte, und dann mussten die Mitspieler mit den speziellen vieleckigen Würfeln das Beste aus ihren Figuren, die über bestimmte Charaktereigenschaften verfügten, herausholen.

Das wäre dann wohl das gewesen, was in konkreterer Form fortgeführt wurde, als die Computerspiele auf den Markt kamen?

Das ist auch der Grund, weshalb ich auf einen im Rollstuhl sitzenden Jungen, der gerade sein Lieblingscomputerspiel, Questland, spielt, zurückgreife. Traumreisen können sich durch verschiedene Medien auf vielen Ebenen abspielen. Und das interaktive Moment eines Computerspiels ist immer spannend.

Es ist eine Referenz an deine eigenen Bücher über Questland?

Natürlich. Jussi Olsen hat sogar vorgeschlagen, ich solle mich an eine Spielefirma wenden und versuchen, sie dafür zu interessieren, Questland als Computerspiel umzusetzen. Das habe ich aber noch nicht gemacht. Ich bin dauernd dabei, das nächste Buch vorzubereiten, und es wird tatsächlich einen dritten Band in dieser Reihe geben.

Traumspiele an vielen Fronten.

Ja, besonders die Computerspiele sind doch eine Flucht in ein spannenderes Leben, als es die wirkliche Welt bietet, die die Bedürfnisse der Menschen nach Abenteuer und Spannung nicht erfüllen kann. Allan unternimmt einen ehrenvollen Versuch, ein funktionstüchtiges alternatives Leben auf die Beine zu stellen, was auf Dauer aber einfach nicht so leicht zu bewerkstelligen ist.

Es gibt doch auch einen humorvollen Verweis auf eine andere Art des Rollenspiels, auf Cosplay?

Ja, und das ist selbst erlebt. Diese Episode spielt genau an dem Wochenende, als in Kopenhagen das Comicfestival stattfindet. Dort traf ich auf den leibhaftigen Peter Pan und das leibhaftige Dornröschen und der Zeichner, auf den Charlotte in ihrem Bericht hinweist, der bin ich.

Aber sind drei Monate nicht eigentlich eine verblüffend lange Zeit, um dieses Spiel am Laufen zu halten?

Ja. Es lässt sich ohne Weiteres vorstellen, dass Nina in dieser Zeit einige gute Fragen gestellt haben könnte, die das Spiel abgekürzt hätten, was sie aber nicht getan hat, vielleicht, weil es auch ihr ganz angenehm war, dass das Rollenspiel weiter gespielt wurde. Wie man so hört, geht Verliebten der Realitätssinn verloren.

Aber Allan ist doch auch verliebt?

So ist es. Er ist der Erste, wenn es darum geht, alles dafür zu tun, damit das Spiel weitergeht und damit auch die Verliebtheit. Wenn ein Ereignis eintritt, das das Luftschloss Risse bekommen lässt, steht er für Reparaturen bereit, die das Spiel noch etwas länger am Laufen halten. Er ist auf vielerlei Arten ein Autor, der seine Fantasien auslebt, und als solcher habe ich eine große Zärtlichkeit und Nachsicht ihm gegenüber und es fällt mir leicht, mich an seine Stelle zu versetzen.

Aber er ist unstreitig verantwortungslos.

Das ist er. Zum Glück habe ich es in meinem eigenen Leben vermocht, zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden. Leider habe ich meine eigene Vorsichtigkeit aufgrund fehlenden Selbstvertrauens überkompensiert, sodass viele Jahre vergingen, in denen ich kein normales soziales Leben geführt habe. Glücklicherweise ist es am Ende doch noch dazu gekommen, sodass ich nicht in der Zeittasche gelandet bin, wie es uns in ›Silver Cross‹ von Augusts Parallelexistenz vorgeführt wird.

Hast du die Örtlichkeiten, auf die du im Buch Bezug nimmst, alle selbst besucht?

Ja, auch wenn ich zugeben muss, es noch nicht geschafft zu haben, Korsbæk auf Bakken zu besuchen. Ich erwähne es als Ausflugsziel, aber dann konzentriere ich mich auf die Kutschfahrt in Dyrehaven und das Eremitageschloss, das inzwischen sogar auf der Weltkulturerbeliste erhaltenswerter Örtlichkeiten steht.

Wie sieht es mit dem alten DR-Hauptquartier in Gyngemosen aus?

Meine Wahl fiel nicht zufällig darauf. Wie schon in einem Band des ›Dekalog over Janteloven‹, habe ich eine Geschichte dort draußen spielen lassen, sodass ich eine Führung durch die damalige Fernsehstadt bekommen habe. Ich bin auch in dem Viertel in Gladsaxe herumgelaufen, um meine Jagd auf den dänischen King Kong vorzubereiten. Also ja, ich habe früher schon Bezugnahmen auf konkrete dänische Örtlichkeiten produziert.

Und das BonBon-Land?

Dort sind wir mit den Kindern gewesen, als sie klein waren. Meine Schwiegereltern hatten einen Bauernhof in Lov bei Næstved, wo wir oft zu Besuch gewesen sind. Das war die Erfahrung, die ich durch die Berührung mit dem alten dänischen Landleben gemacht habe, das ich damals in hohem Maße schätzte. In den letzten Jahren standen Stall und Schweinehaus zwar leer, aber die Atmosphäre in den alten Gebäuden war noch vorhanden und das Wohnhaus besaß alte Holzpaneele und Füllungstüren, die von den alten Zeiten mit langem Esstisch und Klappbänken zeugten. Später hat ein anderer Schwiegersohn den Hof instand gesetzt und ihm Isolierung, Bodenheizung und weiße Gewebetapete an den Wänden hinzugefügt, so, wie es heutzutage Stil ist, aber ein bisschen wehmütig ist es jedenfalls, den Hof nun viele Jahre später wiederzusehen. Mehrere Einrichtungsgegenstände des alten Hofes sind in dem Album ›Dybbøl Mølle maler …‹ wiedergegeben.

Wie sieht es mit ›Ninas Naturcafé‹ aus?

Ja, das habe ich besucht, allerdings nicht in dieser Saison. Aber den Spaziergang rund um den Store Donse Dam habe ich unzählige Male mit der Familie gemacht, als die Kinder klein waren. Wir hatten ja kein Auto und machten keine Urlaubsreisen wie andere Familien, deshalb mussten wir auf die in der Nähe liegenden Ausflugsziele zurückgreifen. Allan erwähnt einen Besuch in Linnés Garten in Helsingborg, und das war die Entfernung, die wir uns für einen ganztägigen Ausflug vornehmen konnten. Ich erinnere mich immer noch mit Freude an den Nachmittag, als die alten Oldtimermotorräder auf der Schonen Rund von ihrer Tour zurückkehrten und auf dem Platz vor dem kleinen Landhaus parkten. In einem früheren Leben muss ich Zweiradmechaniker gewesen sein.

Dann hast du womöglich auch einen schwedischen Einödhof besucht?

Nein, aber ich habe gemeinsam mit Jussi Olsen ein typisches rotes Holzhaus in Blekinge restauriert, das er gekauft hatte, noch bevor er wohlhabend wurde und begann, weitere Anwesen zu kaufen.

Also kennst du ihn noch?

Unbedingt. Wir haben im Moment nicht die Zeit, uns oft zu sehen, aber tauschen Bücher und zu ›Dania und die Rote Front‹ schrieb ich ihm, dass ich inzwischen ebenso viele Bücher veröffentlicht habe wie er, und dass mir nun nur noch die Auflagenhöhe fehlt. Ich muss jetzt in den Garten hinaus und die Sommerwärme des Julis genießen und Jussis letztes Buch lesen, dass ich mir noch aufgehoben habe, um gleichzeitig die Sommersonne genießen zu können. ›Silver Cross‹ habe ich noch nicht bei ihm abliefern können, aber es ist auch schwer, ihn einmal anzutreffen. Er muss viel Zeit damit zubringen, in der Welt umherzureisen, um seine Bücher zu promoten, darum habe ich spaßeshalber vorgeschlagen, er solle einen Ghostwriter anheuern, der ihm seine Bücher schreibt. Ich verfüge ja über alle Zeit, die ich mir wünschen kann, und habe jeden Tag Ruhe und Frieden im Haus, sodass es mir nicht schwerfällt, die Muße zu finden, mich zu konzentrieren.

Wie steht es um die Besprechung durch die Bibliotheken?

Das ist ein Glücksspiel, denn es ist wie immer: Alles hängt vom Geschmack des betreffenden Lektors ab. Dieses Buch konzentriert sich sehr auf Dialog, wodurch der scharfsinnige moderne Leser sich Bilder von den Charakteren und Gedankengängen der Persönlichkeiten schafft. Vielleicht wie eine Art Film, bei dem man sich selbst die Bilder und Informationen der Personen zusammensetzt. Fällt das Buch aber einem altmodischen Bibliotheksangestellten in die Hände, der durchgekaute Persönlichkeitsbeschreibungen und die Bewertung der Denkweise der auftretenden Personen durch den allwissenden Autor haben will, so wird der Betreffende enttäuscht werden, weil ich das dem Leser selbst überlasse. Ich denke schon, dass ein scharfsinniger Leser sich selbst dieses innere Bild erschaffen kann, aber wie gesagt, könnte ich auf einen unwilligen Bibliotheksangestellten treffen, der auf die traditionelle Art, wie Bücher abgefasst werden sollten, schwört.

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